Buch Rezension: IKIGAI
- Evelyn Engelmann
- 31. Mai 2022
- 4 Min. Lesezeit
Die japanische Lebenskunst von Ken Mogi

Den Babymoon hab ich mit meinem Mann für ein paar Wochen auf Mallorca verbracht, eine Insel, die ich schon lange auf meiner Bucket Listel hatte, aber noch nie die Gelegenheit fand einmal zu erleben. Im Mai, noch vor der Saison und als stark von Touristen lebende Insel von Corona gebeutelt, hatte tts noch nicht so wahnsinnig viel offen, aber wir genossen die ersten warmen Tage, bei noch recht leeren Stränden und Locations. Brausten mit Mietwagen auf der Insel umher und genossen die Landschaft und die Zeit einfach mal ein Buch zu lesen.
Auf dem Hinflug hatte ich mir am Flughafen spontan das Buch IKIGAI von Ken Mogi geholt, von dem ich schon so viel gehört hatte und immer schon mal rein schauen wollte. Gesagt getan und schwupps landete es in meiner Urlaubslektüre und wurde direkt im Flugzeug angefangen. Lange hab ich nicht mehr so schnell ein Buch durchgelesen, wie dieses hier, und schon gar kein Sachbuch. Nach ein paar Tagen war es schon aufgesuchtet. :D
Der Autor versteht es einfach unterhaltsam und dennoch faktenbasiert die Welt und Tradition des IKIGAI in Japan so anschaulich werden zu lassen, dass man am liebsten direkt dort hinfliegen will. Zumindest aber einige dieser in der Tradition dieses faszinierenden und für mich immer noch unergründlichen Landes verwurzelten Herangehensweisen in sein eigenes Leben zu holen. Besonders schön ist mir die Einstellung der japanischen Regierung zum Thema (Menschen)Gesundheit in Erinnerung geblieben. Die Einführung des staatlichen Sportprogramms am frühen morgen zum Beispiel zeigt so deutlich das Erkennen der Wichtigkeit von Gesundheit für eine Bevölkerung und wie diese angegangen und umgesetzt wird verändert auch die Sichtweise von Außen. Ganz individuell in der Ausführung und im Alltag eingebaut.
Mit Beispielen aus den unterschiedlichsten Bereichen veranschaulicht der Autor die Einstellung und die Tradition des IKIGAI. Dabei hat sie nicht zwangsläufig, wie häufig bei uns im Westen in Coaching Sessions dargestellt, etwas mit Monetarisierung zu tun, sondern kann auch einfach aus Spaß an der Freude ausgeübt werden. Allein zum Zwecke des Glücklichseins, des in einer Handlung aufgehen, die Zeit vergessen und sich ausgefüllt fühlen.
Es geht manchmal nur um die kleinen Dinge, die den Alltag lebenswert machen, die man leicht übersieht oder in seinem Hamsterrad gar nicht mehr wahrnimmt, die einem das Leben lebenswerter erscheinen lassen, Glücklich und zu etwas Besonderem machen. Der Grund sind, morgens fröhlich aus dem Bett zu springen und den Tag zu begrüßen. Denn das ist eine wichtige Lektion zum Thema IKIGAI: “In einer Welt, in der es vor allem unser Erfolg ist, der unseren Wert und unser eigenes Selbstwertgefühl bestimmt, stehen viele Menschen unter unnötigem Druck.” Die Aussage ist, sich vielmehr zu entspannen, denn egal, ob du viel Geld oder Ansehen mit deiner Aufgabe verdienst oder nicht, solange es dich erfüllt, warst du erfolgreich darin.
Ken Mogi setzt diese Kultur in Verbindung mit den “Blauen Zonen”, wie sie von US Autor Dan Buettner in seine TED Talk “How to live to be 100+” genannt werden. Die blauen Zonen sind Orte in aller Welt, in denen Menschen länger als der Durchschnitt leben. Warum das so ist, hängt laut ihm mit der dortigen Tradition und Lebenskultur zusammen. Okinawa ist einer dieser Orte und die Essenz des IKIGAI ist laut Mogi ein wichtiger Bestandteil dessen, warum es hier und in ganz Japan eine so hohe Lebenserwartung gibt.

Was ist nun dein IKIGAI?
Das herauszufinden hat ein wenig Ähnlichkeit mit der yogischen Tradition des “Dharma”, seine Lebensaufgabe finden und darin sie zu Erfüllung. “Es hat damit zu tun jene Freude im Leben zu entdecken, zu definieren und zu schätzen, die für uns von Bedeutung sind.” Dabei geht es ganz viel darum im Hier und Jetzt zu leben, klein anzufangen und die Freude in kleinen Dingen zu entdecken. Ein Aufruf zu mehr Achtsamkeit.
Großen Anteil hat auch das Loslassen. Loslassen von Denkmustern und Herange-hensweisen und dem “weil man es halt so macht”. Spannend für mich war auch, dass dies in ganz vielen Fällen tts zu mehr Nachhaltigkeit der Dinge führt. Niemand würde ohne nachzudenken Ressourcen verschwenden oder nicht dafür sorgen, dass auch in Zukunft genug von etwas vorhanden sein wird, der sich tts in etwas vertieft. So jemand will ganz im Gegenteil dafür Sorge tragen, dass etwas auch in Zukunft ausgeübt werden kann, da es ihm so sehr am Herzen liegt. Tolles Beispiel im Buch: Der immer wieder vollzogene Aufbau der japanischen Tempelanlagen für die bestimmte jahrhundertealte Bäume benötigt werden. Hier ohne Nachpflanzen und mit Blick auch in die für Menschen weit entfernte Zukunft heranzugehen wäre gar nicht möglich.
Aber auch das bewusste erleben der Dinge, die uns glücklich machen, beinhaltet eine gewisse sinnliche Schönheit und führt in vielerlei Hinsicht zu dem viel gerühmten Flow, den wir im Alltäglichen als so erstrebenswert empfinden.
Zusammengefasst:
Ein sehr lesenswertes Buch zum Thema “Wie kann ich glücklich werden?” mit wunderbaren Anregungen und Routinen, die man in sein eigenes Leben integrieren kann, ganz individuell auf seine Art und Weise. Und außerdem ein großartiger Aufruf sich so anzunehmen, wie man ist. Absolute Lesempfehlung, und nein, ich werde nicht dafür bezahlt das zu schreiben ;D.
Die 5 Säulen des IKIGAI:
Klein anfangen
Loslassen lernen
Harmonie und Nachhaltigkeit leben
Die Freude an kleinen Dingen entdecken
Im Hier und Jetzt sein
Habt einen wunderbaren Tag,
Evelyn
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