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Mein Jahr 2022 - die ersten 7 Monate mit Kind

  • Evelyn Engelmann
  • 2. Feb. 2023
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. Mai 2023


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Was war ich aufgeregt, als ich gerade aus der Haustür trat. Das erste Mal ohne Baby und mit Laptop unterm Arm die Stufen herab hüpfend in Richtung örtlicher Bücherei unterwegs, um dort zu ARBEITEN. Eine Mischung aus schlechtem Gewissen und überschäumender Vorfreude. Schlechtes Gewissen, weil ich mich so unsagbar darüber freue, wieder zu arbeiten. Die letzten Monate waren, was das angeht, wirklich eine mittelgroße Herausforderung für mich. Ich konnte zwar dank der Selbstständigkeit meines Mannes ab und zu arbeiten, aber so richtig regelmäßig an den Schreibtisch kam ich zunächst nicht. Entweder ich hatte nach ein paar Momenten den Lütten wieder auf dem Arm oder ich saß zwar am Laptop, wusste aber vor riesen Aufgabenberg vor mir gar nicht, wo ich anfangen sollte. Das zerrissene Gefühl, doch eigentlich dankbar für die Zeit mit dem Lütten zu sein, sich aber dennoch noch etwas anderes für den Kopf zu wünschen… völlig normal und seeeehr verbreitet, wenn ich mit anderen darüber spreche.


Doch dieses “andere für den Kopf” ist gar nicht so einfach umzusetzen. Denn gerade, wenn die Welt von dir verlangt flexibel zu sein, seien es spontan Meeting, die in eine Zeit fallen, die doch eigentlich anders verplant war oder der Lütte wieder direkt oder indirekt (#Schlafmangel) dazwischen funkt, Aufmerksamkeit und Kümmern verlangt. Die Welt da draußen verlangt von Eltern SEHR viel Flexibilität und gibt dagegen gefühlt doch noch recht wenig. Ich sag nur geteilte Care Arbeit. Jeder, der sich damit schon einmal beschäftigt hat, bzw in die Umsetzung gegangen ist, wird jetzt wahrscheinlich zustimmend nicken. Obwohl alle ganz begeistert sind, wenn man davon erzählt, will doch kaum jemand zurückstecken, wenn es dann um die praktische Umsetzung geht. Von daher wäre wohl “Flexibilität” mein Unwort des Jahres 2022 geworden, wenn ich nicht Flexibility Coach wäre. 😂 Nach diesem Jahr gilt diese Bezeichnung nicht nur für mehr körperliche Flexibilität, sondern definitiv auch für mehr Geistige.



Glücksschweinchen on Tour


Dennoch war mein vergangenes Jahr wohl eines der aufregendsten meines gesamten Lebens und ich würde mich als kleines Glücksschweinchen bezeichnen, dass es so gekommen ist. Wir haben nicht nur unseren kleinen Sohn bekommen, der wirklich ein absolutes Happybaby und die meiste Zeit mega entspannt am rum glucksen ist. Wir waren auch noch dreieinhalb Monate mit unserem Bulli auf Tour und sind die europäische Westküste abgefahren. Beginnend in Amsterdam, über Brügge, dann die französische Atlantik-Küste entlang und von da an immer weiter südwärts der Sonne entgegen. Immer, wenn es kälter wurde, und das wurde es Anfang September schon relativ schnell in den nördlicheren Gefilden, fuhren wir größere Strecken. Wenn morgens nur noch die Hand von oben Richtung Standheizung ging, damit unsere kleine Family aus den Federn kriechen wollte, war es wieder Zeit, mehr Wärme um uns zu haben.


Am Anfang waren wir noch recht vorsichtig und viel am Umräumen, da wir mit den unterschiedlichen örtlichen Gepflogenheiten gegenüber Camping nicht vertraut waren. Später klappten wir dann meist ganz entspannt das Klappdach hoch, um zu schlafen. Die Absprache war, wenn es uns oder dem Kleinen zu viel wurde oder irgendwelche Anzeichen auf kamen, dass es uns auf der Reise nicht mehr gut ging, dann würden wir umdrehen und nach Hause fahren. Klar gab es auf den paar Quadratmeter Reibereien und das Umbauen mit den ganzen (Kinder)Sachen war auch nicht immer ein Spaß, aber dennoch kam nie dieser Moment und wir fanden uns tatsächlich am Ende in Spanien, Andalusien wieder, nahe Gibraltar, einem der südlichsten Punkte Europas.


Lucky us, dass auch der Kleine viel Spaß hatte und er quietschfidel mit uns durch die Gegend tourte. Sobald der Motor anging, war er im Träumeland und wir konnten ganz entspannt weiterfahren. Dabei standen wir an atemberaubenden Klippen in der Sonne und konnten Gegenden entdecken, in denen wir noch nie vorher waren. Eine wunderbare Zeit, in der mein Mann zwar reduziert, aber dennoch vom Bulli aus arbeiten konnte. Teilweise saßen wir dafür in Cafes und manchmal, aber immer seltener zwecks Strom- und Wasser Auffüllen, auf einem Campingplatz. Quasi ortsunabhängig.



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Auch ich konnte dank Onlineunterricht meine Business Yogastunden von unterwegs aus geben und so erlebte ich mit meinen Teilnehmern die schönsten Sonnenaufgänge und Strände der französischen und später auch spanischen und portugiesischen Westküste während wir Yoga machten. Unsere Erlebnisse und die wunderbaren Orte inspirierten mich auch immer wieder zu den unterschiedlichsten Yoga Themen, die dann in den Unterricht mit einflossen und so nahm ich die Teilnehmer quasi mit auf unsere Reise. An einem Tag fuhren wir sogar morgens auf die Ile de Noirmoutier, deren Zufahrtsstraße über den Boden des Meeres führte und nur bei Ebbe befahrbar war. Ein winziges Zeitfenster, das man genau treffen muss, um nicht mit Sack und Pack das Auto dem Meer überlassen zu müssen. Ganz aufgeregt und fast atemlos nach der Überfahrt baute ich mit Blick auf das Spektakel im Naturschutzgebiet die Kamera auf und begrüßte die Teilnehmer. Ein unfassbarer Glücksmoment an einem kühlen, aber sonnigen Septembermorgen.



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Und ich muss sagen, für mich kann ich nicht bestätigen, was häufig gesagt wird. Dass es nämlich doch nicht so schön sei, wie man es sich vorstellt, von unterwegs zu arbeiten. Ja, es ist schwierig und manchmal nervenaufreibend, einen passenden Spot mit Internetempfang zu finden und es bedeutet große Überwindung diszipliniert an seinen Sachen weiter zu machen. Das muss man schon mögen. Aber es ist meiner Meinung nach dennoch ein soooo großer Unterschied, ob man bei Sonnenschein draussen mit den Füßen im Sand und dem Rauschen des Meeres im Ohr sitzt, während man arbeitet oder drinnen am Schreibtisch fest sitzt und den ganzen Tag aufgrund der Temperaturen kaum raus kommt, geschweige denn Tageslicht sieht. So waren wir die meiste Zeit in der Natur und ich habe es so sehr genossen. Eine tolle Erfahrung!



Zurück im kalten Hamburg

Nach dieser langen Zeit zurück in Deutschland, fiel es mir enorm schwer wieder die meiste Zeit drinnen zu verbringen und dann kam auch noch die dunkle Winterzeit auf uns zu. So kam erwartungsgemäß recht schnell der Drang auf, wieder los zu fahren und nur eine Vielzahl an Terminen vor Ort hielten uns davon ab, sofort wieder die Taschen zu packen und gen Süden zu fahren.


Die Weihnachtszeit kam und mit ihr die Rauhnächte, die wie für viele dieses Jahr eine emotionale Zeit waren. Dazu dieses Gefühl des Festgepinnt seins, das mir vorher nie so bewusst war, wie nach dieser Reise und nach diesem aufregenden Jahr. Wieder rein kommen ins regelmäßige Arbeiten eine Herausforderung und ich gebe zu, es gibt so wahnsinnig viele Ablenkungen zu Hause, dass man sich ohne es zu merken bereits im Handumdrehen wieder im HomeOffice Hamsterrad befindet. Bis spät vorm Schreibtisch sitzt, sich kaum bewegt, geschweige denn draussen war. Das musste sich ganz schnell ändern und so nutzte ich, sobald mir das bewusst wurde, sehr bald die Tage, an denen ich den Kleinen hatte, um Spaziergänge zu machen und so viel wie möglich raus zu gehen. Den Winter zu erleben, mit seiner nassen Kälte hier in Hamburg. ☔


An den Tagen mit Baby fühlte ich mich dennoch häufig wie ein fest gebundenes Rennpferd. Viele Ideen im Kopf, aber ohne die Möglichkeit der Umsetzung, da ein konzentriertes Arbeiten kaum möglich war. Eine Herausforderung für den kreativen Geist, der einfach nur noch loslegen möchte, es aber in dem Moment nicht kann. Hut ab also vor jedem working parent. Es ist sooo viel schwerer konzentriert Dinge abzuarbeiten und zu jedem Zeitpunkt zu wissen, was man genau machen muss. Diese Zeit reinzukommen, die jeder Mensch braucht, möglichst zu minimieren, lerne ich gerade noch. Gar nicht so einfach, sag ich euch.



Vom Ausgleich im Alltag

Der Januar startete mit einem Trauerfall in der Familie und so rauschten die Tage an uns vorbei, wie im Winterschlaf, während die Welt um uns herum schon wieder laut wurde mit Neujahrsvorsätzen und ganz viel “man muss ja” und “jetzt ist die Zeit zu starten”. Ich gebe zu, mir war noch nicht danach. Im Gegenteil zu vorher war mir nach Zusammenrollen und es langsam angehen lassen. Und so sprach mich die Herangehensweise des Jahreskreises sehr an, die da sagt, dass nach dem natürlichen Rhythmus der Januar ein Pause Monat sei. Kalt und starr, bevor alles wieder losgeht im Frühjahr und die Natur wieder zu sprießen beginnt. Genau die Pause, mit eiskaltem Frost und Erstarren, die eine Blumenzwiebel braucht, um wieder neu sprießen zu können.


Darum nahm ich mir die Zeit, nicht direkt los zu sprinten, sondern nutzte den Januar, um das letzte Jahr Revue passieren zu lassen. Mir nochmal darüber bewusst zu werden, was wir eigentlich alles geschafft haben und ja, auch ein wenig zu genießen und zu feiern, bevor die nächsten Aufgaben und Ziele wieder alles überlagern. Auch empfand ich es als besonders wichtig, mir klar zu machen, dass es eben nicht selbstverständlich war, dass vieles so gut gelaufen ist wie es ist. Es ist der Verdienst der Menschen selbst, zB auch der werdenden Eltern in der Schwangerschaft, wenn Dinge entspannt ablaufen. Wir beeinflussen so vieles, durch unsere Einstellung, durch unsere Gedanken und dann durch unsere Taten. Und auch wenn es mal nicht entspannt zugeht, ist auch das völlig ok. Macht euch da nicht selbst fertig, wenn etwas mal nicht klappt. Ihr tut euer absolut Bestes. Wichtig ist, dass ihr euch selbst nicht stresst und dann sobald wie möglich wieder Momente der Ruhe einkehren lasst. Dieser Ausgleich ist wichtig!







Wichtig ist dabei vor allem, euch selbst klar darüber zu werden, wie es euch geht und gerade wenn ihr Eltern seid, dass ihr euer Baby damit beeinflusst. Findet also einen Weg für Euch immer Mal wieder im Alltag einen kleinen CheckIn zu machen. Es bedeutet, sich aktiv Zeit und Me-Time zu nehmen, um sein eigenes Glas wieder aufzufüllen, damit ihr den Menschen um euch herum die Aufmerksamkeit, Fürsorge und Positivität geben könnt, die sie verdienen.


Selfcare ist wichtig! Sich immer wieder Pausen gönnen, in sich rein spüren und dann entsprechend zu handeln und die Dinge auch zu ändern. Ich achte daher besonders darauf mir in meinem Alltag immer wieder Zeit zu nehmen, Yoga zu machen. Das gelingt mir ehrlicherweise nicht immer, manchmal gebe ich mehr Yoga für andere als selbst zu üben, aber auch das hat mich erfüllt und positiv beeinflusst. Die Bewegung ist da, der Spaß daran, die Energie, die ich zurück erhalte durch das Unterrichten. So wichtig für mich selbst, besonders aber auch während meiner Schwangerschaft, über die selbstbestimmte Geburt bis hin zur Elternschaft. Zu den Themen aber sicher bald mehr.


Soweit, ihr Lieben. Ich geh nu erstmal mein vergangenes Jahr 2022 zu Ende feiern. ;)

Wenn ihr mögt, schreib ich auch gern nochmal ein paar Vorschläge, wie man das besonders schön machen kann. Lasst mich das gerne wissen, per Insta, Mail oder hier auf der Website.


Ganz liebe Grüße,

Evelyn



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